Im November 2014 habe ich mein Album „Back To Westmoreland“ veröffentlicht. Es beinhaltet acht Tracks die ich zwischen 2009 und 2014 produziert habe und in denen es um meine Vision von Dub Musik geht. Neben Punk und Industrial Musik, habe ich mich schon sehr früh für Reggae und speziell für alle Spielarten des Dubs interessiert.
Westmoreland ist ein Bundesland in Jamaika. Dort habe ich Ende der 80iger für knapp ein Jahr gelebt, bei meinem ersten Besuch auf der Insel. Ich wollte mehr über Land, Leute und Musik erfahren und habe in einem kleinen Dorf an der Südküste in den Bergen gewohnt und viele tolle Menschen kennengelernt. Vor allem mein jamaikanischer Mentor Maas Herman hat dabei eine wichtige Rolle für mich gespielt. Er hat mich sehr gastfreundlich bei sich aufgenommen und mir vieles näher gebracht, was mir sonst sicher verborgen geblieben wäre. Durch Zufall sind bei meinem ersten Aufenthalt einige Audioaufnahmen mit seiner Stimme entstanden. Daraus habe ich verschiedene Stellen genommen und in zwei der Tracks auf dem Album verwendet.
In Jamaika wird eigentlich niemand bei seinem echten Namen gerufen. Die Menschen dort vergeben einfach zu gerne Spitznamen und für mich haben sie sich „Rambo“ ausgesucht. Das war Ende der 80iger Jahre und die Rambo Filme liefen gerade sehr häufig in den mobilen Kinos, die auch in unserem Dorf einmal in der Woche Halt gemacht haben. Da ich der einzige Whitey weit und breit war, lag es offensichtlich nahe mich nach John J. Rambo zu benennen, obwohl ich nie ein rotes Stirnband getragen habe, ich schwöre. Auf jeden Fall ist das der Grund, warum ich in den Tracks auch mit diesem Namen von Maas Herman angesprochen werde.
„Gustav – Suffer From a Bad Name“ ist der Remix eines Tracks der Berliner Live-Dub-Formation „Brass Wood & Wires“. Das Stück heißt im Original einfach nur ”Gustav“ und wurde von Geof Vasseur and Matjö P geschrieben.
Gemastert wurde auch dieses Album wieder von Daniele Antezza und Giovanni Conti, die gemeinsam das Duo „Dadub“ bilden, in ihrem Berliner Artefacts Mastering Studio. Die beiden sind unter anderem für das gesamte Mastering des Labels Stroboscopic Artefacts verantwortlich.
Der letzte Track auf dem Album heißt „To Be Pretty Sucks“ und ist ein One-Shot-Mix, den ich im Studio 1:1 live gemischt habe, ohne nachträglich daran etwas zu editieren oder zu verändern. Während der Mixing Session habe ich diesen Clip gedreht.
Zu meinem Album gab es kurze Zeit nach der Veröffentlichung in der Musikzeitschrift RIDDIM eine tolle Kritik von René Wynands, dem Kritikerpapst in Sachen Dub für den deutschsprachigen Raum:
„Ich bin immer wieder erstaunt, welch schöne Dub-Produktionen hier in Deutschland entstehen. Viele davon fristen ein Dasein weit unterhalb des Radars der hiesigen Reggae-Community. Wie zum Beispiel: „Back To Westmoreland“ von Thee Balancer, veröffentlicht auf bandcamp.com. 71 Minuten, aufgeteilt auf nur acht, nah an Minimal-Elekronik gebaute Tracks. Keines der Stücke läuft kürzer als acht Minuten. Jedes ist eine faszinierende, hypnotische Hörerfahrung, eine akustische Reise durch unendlichen, von trägen Beats gekrümmten Raum und relative Zeit. Die Stücke beginnen stets ganz unscheinbar, entwickeln sich dann zu einem minimalistischen Beat, der zunächst wenig spannend erscheint, dann aber zunehmend größere hypnotische Sogwirkung entfaltet, bis der hörende Geist völlig in das Raum-Zeit-Kontinuum des Dubs eintaucht und sich selbst vergisst. Wer nur mal schnell reinhört und mit Fast Forward durch die Tracks stürmt, wird den Reiz des Albums nicht einmal ansatzweise erahnen können. Seinen Höhepunkt – und zugleich kathartisches Finale – erreicht das Album mit dem letzten Track „To be Pretty Sucks“. 16 Minuten läuft der Live-Dub, umspielt von Samples, Sounds, Hall und Echo. Ein gigantischer Dub, der ganz entfernt Erinnerungen an Basic Channel wach werden lässt. Superb.“
Ein Blick auf den tollen Blog von René Wynands lohnt sich immer, wenn man in Sachen Dub auf dem Laufenden bleiben will.